Rezension | Jess French - Beastlands Schattenflügel

 


Rezensionsexemplar als Print

★★  5    Sterne 

Beastlands
Erschienen bei DK
Hardcover (15,95€)
Übersetzung: Christiane Wagler
Erscheinungstermin: 30.09.2025
 336 Seiten


𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Wenn Fantasie Flügel bekommt – Wie Beastland uns überrascht hat!


Als ich das Buch zusammen mit meiner 13-jährigen Tochter gelesen habe, wollte ich eigentlich nur eine leichte, fantasievolle Kindergeschichte. Etwas zum Abschalten, ein bisschen Magie, ein bisschen Abenteuer. Bekommen habe ich… viel mehr.


Schon nach wenigen Seiten hatten wir das Gefühl, in die Welt von Ramoa hineingesogen zu werden. Die Mischung aus gefährlicher Wildnis, faszinierenden Biestern und dieser ganz eigenen Atmosphäre hat bei uns sofort den „Nur noch ein Kapitel!“-Reflex ausgelöst.


Die Welt der Insel Ramoa ist wild und gefährlich — hinter den Mauern lauern ungezähmte Kreaturen, und als Kaylas geliebter Pangron Faro entführt wird, beginnt eine gefährliche Reise: Kayla, die mutige Heldin, trifft auf eine entschlossene Heilerin und einen verstoßenen Krieger. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Mission, die all ihre Kräfte fordert — und uns als Leser sofort in den Bann gezogen hat. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, was dafür sorgt, dass man nicht nur das Abenteuer, sondern auch die Gedanken und Gefühle der Figuren intensiv miterlebt. 


Besonders begeistert hat mich der unglaubliche Ideenreichtum, der überall in diesem Buch steckt. Man merkt einfach, dass Jess French eine Leidenschaft für Tiere und Natur hat – die Wesen, denen wir begegnet sind, fühlten sich nie nach „typischen Fantasy-Monstern“ an, sondern wie echte Kreaturen aus einer fremden Welt.


Das Tempo der Geschichte ist perfekt für junge Leser, aber auch für Erwachsene, die Lust auf ein etwas leichteres, aber trotzdem spannendes Abenteuer haben. Es ist humorvoll, es ist gefährlich, es ist herzlich – und manchmal sogar überraschend berührend. Ich hatte mehrfach dieses warme Gefühl von „Ach, das ist richtig schön erzählt“.Genau diese Mischung hat mich total überrascht und begeistert.

Meine Tochter und ich sind uns einig: Wir wollen unbedingt Band 2 lesen.


Rezension von Silvana 



Rezension | K. M. Moronova - Leave Me Behind

 


Rezensionsexemplar als EBook

★★   4   Sterne 

Leave Me Behind
Erschienen bei blush
Taschenbuch (17,-€)
Übersetzung: Birte Mirbach
Erscheinungstermin: 01.10.2025
 464 Seiten

𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Ich hab mich nach ein paar Tagen immer noch nicht komplett von „Leave Me Behind“ losgerissen, und ja – das Buch hat mich wirklich mitgenommen. K. M. Moronova hat da etwas geschaffen, das gleichzeitig brutal und leidenschaftlich ist, und ich will hier mal ehrlich sagen, was bei mir hängen geblieben ist – und was nicht so super geklappt hat.


Was mir sehr gut gefallen hat:

Nell Gallows ist eine richtige Powerfrau: Scharfschützin, tough, hat einen schweren Hintergrund. Ihre Stärke fühlt sich nicht künstlich an, sondern echt — sie ist kein Opfer, sondern jemand, der sich über Umwege behauptet. Das mochte ich sehr.

Bradshaw (auch „Bones“) ist so ein „morally grey“-Charakter, der mich sofort fasziniert hat. Er ist brutal, er ist hart, er ist streng – aber. Da ist auch etwas Verwundbares, etwas Magnetisches zwischen ihm und Nell, das nicht nur oberflächlich ist.

Die Dynamik „Enemies to Lovers + Forced Proximity“ ist super umgesetzt: Man spürt die Spannung, nicht nur körperlich, sondern emotional. Es gibt viele Szenen, in denen man fast den Atem anhält, weil man nicht weiß, ob gleich etwas bricht – oder ob sich etwas verbindet.

Das Militärsetting bringt eine Menge Risiko, Gefahr und Verantwortung mit sich. Nicht jeder Einsatz ist nett, und genau das macht die Geschichte so gewichtig. Es ist nicht einfach ein romantisches Abenteuer, sondern hat echte Konsequenzen.

Moronovas Schreibstil hat mich gepackt: Direkt, düster, mit ehrlichen Gedanken und Gefühlen. Es ist kein „schöner Kitsch“, sondern etwas, das mich nachdenklich gemacht hat – und auch in Momenten schockiert.


Wo es für mich Abzüge gab:

An manchen Stellen wirkt die Handlung etwas sprunghaft, es gibt Stellen, die nicht ganz rund verbunden sind. Das liegt vermutlich daran, dass sehr viele Konflikte und Wendungen hineingepackt werden.

Für meinen Geschmack war das Militär-Setting manchmal ein zweischneidiges Schwert: Es ist extrem gut recherchiert und atmosphärisch… aber gleichzeitig passiert so viel „Kriegs-Romantik“, dass ich mich stellenweise gefragt habe, ob nicht eine gewisse Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleibt.

Die Triggerwarnungen sind nicht ohne Grund da. Wenn man sensibel ist für psychische Verletzlichkeit, Gewalt oder toxische Dynamiken, sollte man sich im Klaren sein: Das ist keine leichte Liebesgeschichte, sondern eine sehr rohe.


Fazit:

Ich fand „Leave Me Behind“ im Großen und Ganzen sehr gelungen. Es ist kein Buch, das man nebenbei liest, um sich zu entspannen – es fordert dich, es zieht dich hinein. Aber genau das macht es für mich so besonders: Es ist wild, es ist dunkel, und es ist zutiefst menschlich. Ich habe mit Nell gelitten, habe bei Bradshaw geschluckt und mich gleichzeitig gefragt, wie das Ganze wohl ausgeht.


Rezension von Silvana 


Rezension | Abby Jiménez - The Friend Zone

 


Rezensionsexemplar als EBook

★★   4   Sterne 

The Friend Zone
Erschienen bei dtv
Taschenbuch (13,-€)

Erscheinungstermin: 13.11.2025
 448 Seiten

𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Schon nach den ersten Seiten von „The Friend Zone“ wurde mir klar, dass Abby Jimenez ein besonderes Talent dafür hat, Leichtigkeit und Schmerz so miteinander zu verweben, dass ich gleichzeitig grinsen und schlucken musste. Ich bin relativ locker an die Geschichte herangegangen, doch schneller als gedacht war ich komplett eingesogen.


Kristen als Hauptfigur hat mich sofort abgeholt. Ihre Schlagfertigkeit wirkt nie aufgesetzt, sondern wie ein Schutzschild, das sie mit viel Humor poliert. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich über ihre Kommentare lachen musste – und dann im nächsten Moment spürte, wie schwer ihre Situation eigentlich auf ihr lastet. Ihr Zwiespalt, einerseits unbeschwert auftreten zu wollen, während im Hintergrund eine existenzielle Entscheidung drückt, hat mich sehr berührt. Ich mochte, wie ehrlich die Autorin diesen inneren Kampf beschreibt, ohne ihn unnötig dramatisch auszuschmücken.


Und dann taucht Josh auf – charmant, zuverlässig, ein bisschen zu gut, um wahr zu sein, aber gerade dadurch unwiderstehlich. Die Dynamik zwischen den beiden hat mich komplett abgeholt. Diese Art von Funkeln, die sich langsam zu einem warmen Glühen entwickelt, ohne dass man sich dagegen wehren kann – genau dieses Gefühl transportiert das Buch unglaublich gut. Gleichzeitig war es für mich bittersüß zu lesen, wie Kristen ständig versucht, sich selbst aus dem Rennen zu nehmen, weil ihre Vorstellung von Zukunft nicht mit seiner zusammenpasst.


Was mir besonders gefallen hat: Die Autorin nimmt sich Zeit für die kleinen Momente. Gespräche, die unter die Haut gehen. Blicke, die mehr sagen als die Worte, die danach kommen. Und obwohl es definitiv humorvoll zugeht, gibt es Passagen, die mich sehr nachdenklich gestimmt haben. Der Roman hat mir gezeigt, wie kompliziert es sein kann, jemandem nahe zu kommen, wenn man selbst glaubt, nicht genug zu sein – oder nicht das bieten zu können, was der andere sich wünscht.


Warum „nur“ vier Sterne? An ein, zwei Stellen hätte ich mir weniger Missverständnisse und mehr Vertrauen zwischen den beiden gewünscht. Manchmal hatte ich das Gefühl, Kristen steht sich etwas zu sehr selbst im Weg. Aber vielleicht macht gerade das die Geschichte so authentisch – wer kennt es nicht, sich selbst die größten Hürden zu bauen?


Alles in allem ist „The Friend Zone“ für mich eine emotionale, humorvolle und berührende Liebesgeschichte, die mich auf mehreren Ebenen abgeholt hat. Ich habe gelacht, geschluckt, mich geärgert und mitgefiebert – und genau das erwarte ich von einem guten Buch.


Rezension von Silvana 


Rezension | Helen Keller - Die Geschichte meines Lebens

 


Rezensionsexemplar als Print

★★   4,5   Sterne 

Die Geschichte meines Lebens
Erschienen bei Unionsverlag
Hardcover (22,-€)
Übersetzung: Susanne Höbel
Erscheinungstermin: 20.03.2025
 194 Seiten


𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Was für eine Geschichte: rau, schlicht und auf eine Weise elegant, die einem die Worte aus der Kehle zieht. Helen Keller gelingt das Kunststück, ein Leben zu schildern, das man gemeinhin mit Superlativen überhäufen würde, dabei aber immer auf ehrliche, unaufgeregte Weise. Man spürt die Frustration des kleinen Mädchens, das in einer stummen, dunklen Welt gefangen ist, und dann diese Explosion von Erkenntnis, als Sprache und Berührung plötzlich Sinn ergeben. Kein Kitsch, kein Pathos — nur pure, knallharte Menschlichkeit.


Anne Sullivan ist hier nicht nur Lehrerin, sie ist Türöffnerin, Seismograph und gelegentlich die einzige Person, die Helen (und damit dem Leser) ernsthaft begegnet. Die Beschreibungen — vom gezeichneten Fingeralphabet bis zum Händedruck der Welt — sind so plastisch, dass man meint, die Kälte eines Winterabends auf der Haut zu fühlen. Überall kleine Details, die haften bleiben: das irritierende Gefühl eines Gewitters, der erste Geschmack von Brot, der triumphale Moment, in dem ein Wort zum Schlüssel wird. Das macht das Buch zu mehr als einer Autobiografie — es ist ein Lehrstück darüber, was Bewusstsein ausmacht.


Humor taucht immer wieder auf, ganz leise, oft in Form von schiefen, menschlichen Beobachtungen. Helen ist nicht als Heiliger geschrieben, sondern als Mensch mit Ecken, Zweifeln und einem unglaublichen Eigensinn. Das hat mich berührt und manchmal auch zum Schmunzeln gebracht. Stilistisch klar, in seiner Sprache manchmal simpel — aber genau das passt: keine unnötigen Schnörkel, stattdessen Authentizität.


Einziger kleiner Wermutstropfen: Gegenwart und Rückblenden wechseln teilweise sprunghaft; das fordert Aufmerksamkeit, kann aber auch die Tiefe erhöhen. Insgesamt ein beeindruckendes, mutiges Buch, das zeigt, wie groß die Welt wird, wenn man die richtigen Türen findet. Unbedingt lesen — am besten mit einer großen Tasse Kaffee und dem Gefühl, danach ein bisschen dankbarer durch die Welt zu gehen.


Rezension von Alrik


Rezension | Mia Cassany - Das große Buch des Schreckens

 


Rezensionsexemplar als Print

★★  5    Sterne 

Horror- und Gruselgeschichten aus aller Welt
Erschienen bei Knesebeck
Hardcover (20,-€)
Übersetzung: Antje Riley
Erscheinungstermin: 25.09.2025
 52 Seite


𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Braucht jemand Nervenkitzel? Dieses Buch hat uns eiskalt erwischt — im besten Sinn. Schon beim Aufklappen kam dieses wohlig-gruselige Knistern: alte Mythen, düstere Legenden und Illustrationen, die so punktgenau sind, dass man sich automatisch die Decke zurechtrückt und trotzdem weiterblättert. Gut, dass meine Tochter direkt neben mir saß; perfekte Buddyread-Munition.


„Papa, guck mal — Dracula sieht aus wie Opa, nur schicker“, flüsterte sie und lachte, was den nächsten Abschnitt gleich doppelt unheimlich machte. Bei Medusa kam ein kurzer „Uäh“-Moment, Finger halb vor den Augen. Genau diese echten Reaktionen machen den Reiz aus: das Buch nimmt junge Leser ernst, bleibt aber spielerisch genug, um Spaß und Schaudern zu mischen. Wir haben uns gegenseitig vorgelesen, erschreckt (sie mich öfter), diskutiert — und sie meinte mitten drin: „Das ist doch keine Legende, das ist voll Verschwörungszeug!“ Der Ton der Texte trifft eben genau dieses schöne Gleichgewicht aus Wissen, Horror und Erzählfreude.


Die Sprache ist lebendig, trocken-witzig und nie steif. Die Autorin öffnet den Zugang zu Folklore, ohne sie zu verharmlosen. Illustrationen von Pep Boatella verstärken die Atmosphäre: düster, kantig, mit genau dem Funken Humor, der die Figuren lebendig macht. Mehrmals sahen wir uns an und dachten: „Das hätten wir früher gebraucht“ — nicht als Mutprobe, sondern als Tür in die mystische Welt.


Unser kleines Ritual entstand von selbst: ich lese, sie kommentiert, manchmal ein geflüstertes „weiter“, wenn es spannend wurde. Diese gemeinsamen Atemzüge, das leise Kichern, der Griff nach der Decke — das macht ein Buch zu einem Erlebnis. Fünf Sterne für schaurig-schöne Abende und ein Buddyread, der uns enger zusammengeschweißt hat.


Rezension von Alrik




Rezension | Zara Reed - Game of Greed

 

Rezensionsexemplar als Print / EBook

★★   3,5    Sterne 

Game of Greed
Erschienen bei Droemer Knaur
Taschenbuch (16,99€)

Erscheinungstermin: 03.11.2025
 336 Seite


𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Schon nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, in eine Welt zu stolpern, die gleichzeitig glitzert und weh tut. Alles wirkt so makellos – Champagnergläser, Designerkleider, glänzende Fassaden – und doch spürt man diesen feinen Riss unter der Oberfläche, der nach und nach größer wird. Jayna kämpft sich durch ein Leben, das mehr kostet, als sie bezahlen kann, und jedes Kapitel riecht nach Versuchung, Gefahr und einem Hauch von Schuld.


Manchmal wollte ich sie einfach nur schütteln, weil sie Entscheidungen trifft, die so offensichtlich ins Verderben führen. Und trotzdem konnte ich sie verstehen – dieses Gefühl, wenn du aus Liebe, Angst oder purer Verzweiflung über Grenzen gehst, die du nie überschreiten wolltest. Xavier, der Sohn ihres Sugar Daddys, ist dabei der Inbegriff des Verbotenen. Dunkel, anziehend, mit einem Blick, der alles verspricht und gleichzeitig zerstört.


Die Geschichte glüht vor Leidenschaft, und doch bleibt immer diese unterschwellige Spannung zwischen Macht und Ohnmacht. Gerade das macht sie so intensiv. Es ist keine leichte Lovestory, sondern ein gefährliches Spiel, bei dem jeder Kuss wie ein Risiko schmeckt.


Trotzdem hatte ich im letzten Drittel das Gefühl, dass die Geschichte etwas zu schnell an mir vorbeirauscht. Die Auflösung kam mir zu abrupt, die Emotionen blieben auf der Strecke. Ein paar Seiten mehr hätten den Figuren gutgetan.


Am Ende blieb ich mit einem leicht flirrenden Gefühl zurück – halb betäubt, halb neugierig auf mehr. Game of Greed ist düster, sinnlich und unberechenbar. Kein perfektes Buch, aber eines, das noch eine Weile nachhallt.


Rezension von Silvana 




Rezension | Brittainy Cherry - Weil wir es uns versprochen haben


Rezensionsexemplar als Ebook

★★   4,5   Sterne 

Weil wir es uns versprochen haben 
Erschienen bei LYX
EBook (11,99€)

Erscheinungstermin: 31.10.2025
 390 Seiten

𝕊𝕡𝕠𝕚𝕝𝕖𝕣𝕗𝕣𝕖𝕚𝕖 ℝ𝕖𝕫𝕖𝕟𝕤𝕚𝕠𝕟


Von Anfang an hat mich die Geschichte von Kierra Hughes gepackt: Sie steckt in einem Leben, das nicht ihres war, fühlt sich gefangen – und ihre Tochter ist ihr Anker. Dann steht plötzlich Gabriel Sinclair vor ihr – ihre erste große Liebe, früher und doch jetzt ganz anders. Aufgrund eines Unfalls hat er keine Erinnerung mehr an sie und die gemeinsame Vergangenheit. Dieser Moment – so banal er zunächst scheint – zieht einen mit einer ungeheuren emotionalen Kraft in die Geschichte hinein.


Das Besondere an der Erzählung war für mich, wie Cherry das Trope der „Second Chance Romance“ nutzt und zugleich eine schwere Thematik integriert: Erinnerungslosigkeit, Schmerz, Verlust, aber auch Hoffnung und Heilung. Kierra trägt ihre Verletzungen mit sich, Gabriel ist ein Mann, der jetzt neu beginnen muss – und beide müssen sich sozusagen neu kennenlernen, mit allem, was zwischen ihnen war und was jetzt ist.


Der Schreibstil war für mich stimmig: Zugänglich, bildhaft, mit einem Hauch Melancholie, der aber nicht dauerhaft verdrückend wurde. Ich fühlte mit Kierra mit, wenn sie sich ihrer Vergangenheit stellte; ich spürte die Spannung, wenn Gabriel ihr gegenüberstand und etwas in ihm schlummerte, das er nicht greifen konnte. Die Dialoge, die inneren Monologe – sie wirkten insgesamt authentisch und haben mich beim Lesen gehalten. Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen.


Was mir besonders gefallen hat:

Die Darstellung der Verletzlichkeit der Protagonistin ohne dass sie zur reinen Opferrolle wird. Kierra kämpft, zweifelt, träumt, fällt und steht auf.

Die Dynamik zwischen Vergangenheit und Gegenwart – wie Erinnerungen eine Brücke bauen und doch so viel verloren sein kann.

Das Setting, das Gefühl von Vertrautem und Fremden zugleich.

Die emotionale Wirkung: Es gibt Momente, bei denen ich innehalten musste, auch Tränen zurückhielten, weil es so tief ging.


Was mir weniger gut gefallen hat:

Der Plot folgt in Teilen bekannten Mustern („erstes Leben, Unfall, Gedächtnisverlust, Wiederbegegnung“) – wer sehr viel Romance liest, kennt solche Bausteine, und hier hätte ich mir gelegentlich noch stärkere überraschende Wendungen gewünscht.

Manche Nebenfiguren blieben etwas blass – während Kierra und Gabriel sehr im Fokus stehen, hätte ich mir bei der Umgebung, bei Nebenhandlungen, mehr Tiefe gewünscht.

Der Übergang von Schmerz zu Heilung verläuft relativ schnell gegen Ende. Ich verstehe, dass Hoffnung im Mittelpunkt steht – dennoch hätte ich mir für meinen Geschmack einen etwas größeren „Zwischenschritt“ gewünscht.


Insgesamt finde ich, dass dieses Buch ein sehr gelungenes Beispiel für emotionale Liebesromane ist, ganz im Stil von Brittainy C. Cherry – mit Herz, Tiefgang und Gefühl. Wer bereit ist für eine Geschichte über zweite Chancen, über das Erinnern und Vergessen und über Liebe, die sich erneut erheben kann, wird hier gut aufgehoben sein.


Mein Fazit: Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen. Für mich war es eine berührende, mitreißende Lektüre, die mich noch eine Weile nachwirken ließ – nicht perfekt, aber sehr sehr nah dran.

Rezension von Silvana